Resümee
Die Neu- und Weiterentwicklungen in der Messtechnik für den Strahlenschutz sind ein recht weites Feld und werden kontinuierlich weiter durchgeführt. Um der Vielfalt gerecht zu werden, werden in diesem Heft durch ein großes Autorenteam allgemeine Grundlagen bis hin zu speziellen Anwendungen vorgestellt. Ergänzend hatte die Schriftleitung den Messgeräteherstellern die Möglichkeit gegeben, wichtige Neuerungen vorzustellen.
In einem Grundlagenbeitrag befasst sich Thomas Kormoll von der TU-Dresden mit den Grundlagen von der Energiedeposition bis hin zum Messsignal. Neben den Grundlagen werden aktive zählspektroskopisch arbeitende Detektoren wie Proportionalzähler, Szintillations- und Halbleiterdetektoren vorgestellt.
Über neue Kalibrierquellen für Radioaktivitätsmessungen in der Umwelt berichtet Stefan Röttger et al. (Physikalisch-Technische Bundesanstalt Braunschweig und Bundesamt für Strahlenschutz Oberschleißheim). So wurden im Rahmen der EMPIR-Projekte (European Metrology Programme for Innovation and Research) „RemoteALPHA“ eine neuartige 210Po-Quelle und „traceRadon“ eine neue Kalibriermethode für Aktivitätskonzentrationen von Radon unter 20 Bq · m-3 entwickelt.
Das Ende der filmbasierten Personendosimetrie in Deutschland wurde Ende 2022 vollzogen. Jörg Walbersloh vom Materialprüfungsamt Nordrhein-Westfalen (MPA NRW) stellt in seinem Beitrag die Entwicklung eines modernen Thermolumineszenz-Dosimeters vor und gibt einen Ausblick hinsichtlich der weiteren Entwicklung des TL-DOS-Systems.
Messungen der Dosisleistung stellen die Messtechnik insbesondere in gepulsten Feldern vor eine große Herausforderung. Rüdiger Collatz und Roman Greim von Berthold Technologies GmbH stellen die Entwicklung eines Toleranzdosisleistungsmessgeräts vom TOL/A zu dem neuen portablen Dosisleistungsmonitor zu TOL/G vor.
In 3 Artikeln werden messtechnische Entwicklungen in der Inkorporationsüberwachung betrachtet. Bei Umgang mit offenen radioaktiven Stoffen besteht die Möglichkeit der Freisetzung von Stäuben, Aerosolen und Gasen, die Radionuklide enthalten können, in die umgebende Luft. Bei dieser luftgetragenen Aktivität besteht ein hohes Risiko, dass Inhalationen beim Menschen erfolgen, woraus eine interne Dosis resultiert. Wichtige Instrumente des Strahlenschutzes sind daher die Überwachung der Radioaktivität in der Raumluft sowie in der Abluft. Hans-Jürgen Lange (Mirion Technologies GmbH) et al. geben einen Einblick in die Messtechnik und die Durchführung der Raum- und Abluftüberwachung.
Ein aktuelles Thema in der Inkorporationsmessung ist die Überwachung und Versorgung von Personen bei einem radiologischen Unfall. Joel Piechotka et al. vom Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz hat sich mit der Thematik von der Versorgung radioaktiv kontaminierter Patienten bis zur Inkorporationsabschätzung befasst. Untersuchungen mittels SPECT (Single-Photon-Emission-Computed-Tomography) sind in der Nuklearmedizin weit verbreitet. Die Autoren stellen die Detektion und Quantifizierung mittels SPECT vor.
Der Einsatz von sogenannten Schnellverfahren in der Ausscheidungsüberwachung ist eine Möglichkeit, in einem Notfall eine ausreichende Zahl von Inkorporationsmessungen durchführen zu können. Alina Kaulen vom Forschungszentrum Jülich stellt die Entwicklung eines Verfahrens zur Bestimmung von Gesamt-Alpha-Aktivität in Urin mittels Flüssigszintillation (LSC) vor.
Der letzte Beitrag von Andrew Karam gibt eine (amerikanische?) philosophische Sichtweise auf den Einsatz und die Verwendung von Messinstrumenten im Alltag wieder. Was wünscht sich der Anwender vor Ort? Da stellt sich schon die Frage: Wie geht es mit den Neuentwicklungen weiter? Der Bedarf und die Forderungen nach kundenspezifischen und von ungeschultem Personal einfach zu bedienenden und eindeutig auszuwertenden Geräten wird weiterhin, nicht nur in Amerika, steigen. Dies bedeutet für die Messgerätehersteller einen hohen Entwicklungsaufwand bei doch geringen Kundenanfragen.
Ausblick:
Strahlenschutzmesstechnik in welcher Form auch immer wird weiterhin dringend gebraucht.
Das Thema künstliche Intelligenz ist nicht nur ein Modewort. Es stellt sich die Frage: Kann in Zukunft die KI in der Messtechnik hilfreich sein?
Heute ist die Kompetenz im Strahlenschutz (noch) auf hohem Niveau, um die Entwicklung einer KI durch Software-Entwickler zu unterstützen und zu begleiten.
Neu- und Weiterentwicklungen in der Strahlungsmesstechnik sind ein spannendes Feld im Strahlenschutz und das Redaktionskomitee wird die Entwicklung weiterhin beobachten.
Vielen Dank an alle Autorinnen und Autoren für ihre interessanten Beiträge.