Liebe Leserinnen und Leser der StrahlenschutzPRAXIS!
Mein Blick auf die aktuellen Entwicklungen auf unserem Globus mit Krieg und Naturkatastrophen im internationalen Staatengefüge stimmt mich nicht zuversichtlich. Schauen Sie aber nun auf die Antworten im Schwerpunkt dieser StrahlenschutzPRAXIS zur Frage „Was tut sich international im Strahlenschutz?“, dann finden Sie ein völlig anderes Bild. Es zeigt funktionierende internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Strahlenschutzes. Also eine ideale Welt des Strahlenschutzes für die Praktiker des Strahlenschutzes?
Rainer Gellermann, der von Kolleginnen und Kollegen aus vielen Teilen des Globus 13 Beiträge eingeworben hat, schreibt vom Strahlenschutz als ständigem Fluss, in dem wissenschaftliche Erkenntnisse zu Regelwerken wachsen und die Praktiker bei der Umsetzung dieser Regelungen ihre Erfahrungen sammeln. Wenn ich mir die Bedingungen für diesen Fluss anschaue, dann kommen mir Zweifel, ob er ungestört seinen Weg finden kann. Zusammenarbeit und speziell internationale Zusammenarbeit braucht den Willen der Gesellschaft, diese zu unterstützen, und die notwendige Finanzierung, um sie möglich zu machen. Wie schnell können da Hindernisse entstehen, die diesen Fluss umlenken oder gar stoppen. Oder es gibt Organisationen wie z. B. die HPS in den USA, die ihren eigenen Fluss aufrechterhalten.
Die Übersicht in dieser StrahlenschutzPRAXIS zeigt aber auch, dass es auf der einen Seite die Zusammenarbeit in unterschiedlichen internationalen Programmen gibt, man aber auf der anderen Seite die Rahmenbedingungen anschauen muss. Im wohlklingenden Akronym „PIANOFORTE“ steckt die „Europäische Partnerschaft für die Strahlenschutzforschung“.
Diese Partnerschaft hat eine Laufzeit von 5 Jahren. Ich kann nur hoffen, dass es nach dem Projektende im Mai 2027 weiter möglich ist, die europäische Kompetenz im Strahlenschutz durch die Verfügbarkeit von erstklassiger Forschungsinfrastruktur sowie durch Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen zu erhalten. Das ist sicher eine Daueraufgabe.
Internationale Tagungen wie die IRPA 16 in Orlando sind wiederum ein ideales Forum zum Austausch von Ergebnissen und Erfahrungen. Mit „Radiation Harmonization: Standing United for Protection.“ war schon im Titel der Tagung ein Punkt genannt, der den Strahlenschutz weiter beschäftigen wird: Wie können die vielfältigen Anforderungen an den praktischen Strahlenschutz harmonisiert und damit „Fit for purpose“ gemacht werden? Hier waren gerade die Vorträge hochinteressant, die sich mit der Harmonisierung des Gesamtsystems des Strahlenschutzes befassten, wie die Autoren schreiben.
Skeptisch schaut Hans-Dieter Reidenbach in seinem Fachbeitrag „NIR und IR – Gemeinsamkeiten und Trennendes“ auf die möglichen Folgen von Harmonisierung.
Seit einiger Zeit gebe es Bestrebungen, die Systeme des Strahlenschutzes bei ionisierender und nichtionisierender Strahlung trotz der gegenwärtig bestehenden unterschiedlichen Ausgestaltungen enger zueinander zu bringen.
Und während Sie sich überlegen, wie Sie Ihre Erfahrung und Kompetenz an die Young Generation im Strahlenschutz weiterreichen, um sie „Fit for purpose“ zu machen, bereiten wir schon die nächste SSP vor mit dem Schwerpunkt „Strahlenschutz beim Rückbau“.
Bärbl Maushart
Schriftleiterin StrahlenschutzPRAXIS