Liebe Leserinnen und Leser der StrahlenschutzPRAXIS!

Mein Schreibsystem kreidet mir jeweils die Schreibweise des Wortes „StrahlenschutzPRAXIS“ an. Ja, die PRAXIS wird großgeschrieben im Titel dieses Magazins. Ebenfalls soll die PRAXIS des Strahlenschutzes ein Erkennungszeichen für unsere Fachverbandszeitschrift sein. In diesem Schwerpunktthema „Praktischer Strahlenschutz – eine gesellschaftliche Herausforderung“ gibt es Anworten auf die Frage:
„Wo liegt die gesellschaftliche Herausforderung in der täglichen Praxis für den Strahlenschutz und die Tätigen auf diesem Gebiet?“
Wenn Jan-Willem Vahlbruch schreibt: „Kompetenzverlust, Fachkräftemangel, mangelnde Nachwuchsförderung – kaum ein Tag vergeht, ohne dass diese Stichworte in den Medien diskutiert werden, und leider gilt dies auch für die Themen Strahlenschutz und Radioaktivität.“ Es scheint mir, dass der Strahlenschutz dieselben gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen hat wie andere auch. Für den Strahlenschutz spezifisch bleibt das notwendige Bemühen um Akzeptanz, als Voraussetzung für das Vertrauen der Gesellschaft.
Dieses Vertrauen in den Strahlenschutz zu erlangen, ist in einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem „Strahlung“ oder gar „radioaktive Strahlung“ sofort mit Risiko verbunden wird, eine besondere Herausforderung. Es gilt zu zeigen, dass Strahlenschutz in so vielen Bereichen relevant ist – sei es in der Medizin, in der Industrie oder in der Wissenschaft –, aber das ist vielen Menschen leider nicht bekannt. Dass Strahlenschutz viel mehr ist als Kerntechnik – auch das ist vielen unklar. Genauso wie unbekannt ist, dass trotz Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie der Bedarf an Fachleuten z. B. im Rückbau noch für ein ganzes Berufsleben reichen wird.
Im Strahlenschutz als Beruf bestehen also weiter gute Perspektiven. Das Verständnis der Gesellschaft für die Aufgaben und Ziele des Strahlenschutzes ist allerdings noch ausbaubedürftig. Es ist halt viel eingängiger, wenn von Umweltschutz geredet wird, dann ist das Ziel, die Umwelt zu schützen. Wenn es um Strahlenschutz geht, dann werden Mensch und Umwelt vor Strahlung geschützt. Folglich ist Strahlung gefährlich!?
Die Berichte aus den 16 Arbeitskreisen, die damit die gesamte Bandbreite der Aufgaben des Strahlenschutzes abdecken, zeigen, dass neben der eigentlichen Arbeit im Strahlenschutz die Kommunikation darüber immer wichtiger wird. Wie die Bevölkerung sogar Messungen und damit Ergebnisse selbst realisieren und verstehen kann, zeigt der Fachbeitrag „Umweltüberwachung aus Sicht der Bevölkerung gedacht“ aus dem IRS Hannover. Auch hier geht es darum, Vertrauen aufzubauen, um auf dieser Basis die Herausforderungen zu bewältigen.
Und während Sie sich überlegen, wie Sie das Vertrauen in den Strahlenschutz steigern können, machen wir schon mit der nächsten StrahlenschutzPRAXIS mit dem Schwerpunkt „Was tut sich international im Strahlenschutz?“ weiter.

Bärbl Maushart
Schriftleiterin StrahlenschutzPRAXIS